Beschreibung des RISC-Logo
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Das RISC-Logo ist nicht ein Zufallsprodukt, das aus optischen Gründen so gewählt wurde, sondern symbolisiert die Erfindung der Gröbner-Basen-Theorie: Die Reduktionsrelation modulo Polynommengen wird symbolisiert durch die Pfeile. Diese Relation hat im allgemeinen nicht die "Konfluenzeigenschaft" (auch Church-Rosser-Eigenschaft genannt), die durch das Auseinandergehen und dann wieder Zusammengehen der Pfeile symbolisiert wird. Durch das Finden einer Gröbner-Basis zu einer gegebenen Polynommenge wird die Polynomreduktion dann konfluent. Dies wird im RISC-Logo dadurch symbolisiert, dass die divergierenden Pfeile in weiß gehalten sind (sie symbolisieren die Reduktionsrelation der ursprünglichen Polynommenge) und der Pfeil, der die Konfluenz herstellt, in blau gehalten ist (der blaue Pfeil ist dann erst in der Polynomreduktion bezüglich der zugehörigen Gröbner-Basis vorhanden!). Die schwarzen Punkte symbolisieren Polynome (oder allgemeiner: Ringelemente in Ringen, in denen die Gröbner-Basen-Theorie möglich ist).
Die von Buchberger 1965 eingeführte Gröbner-Basen-Theorie war ein wesentlicher Ausgangspunkt für die Forschung der 1974 eingerichteten Lehrkanzel von Buchberger an der Johannes Kepler Universität, war dann auch Grundlage für den internationalen Ruf der von Buchberger 1982 initiierten Arbeitsgruppe CAMP (Computer-Aided Mathematical Problem Solving), des Zuschlags der Initiierung und Herausgabe des Journal of Symbolic Computation 1985 durch Academic Press an Buchberger und damit CAMP, und dann eine wesentliche Basis für die Gründung des RISC 1987. Deshalb war es naheliegend, die Theorie der Gröbner-Basen symbolisch im RISC-Logo darzustellen.
Buchberger war bei der Entwicklung des RISC-Logo aber auch von einem anderen Gedanken geleitet: Ausgehend von zwei divergierenden Punkten (der linke und der rechte Punkt im Logo) muss man oft "gegen die Pfeilrichtung" (d.h. gegen das Naheliegende) gehen, um schließlich von etwas "komplizierter Erscheinenden", "der Vereinigung / Unifikation von Gegensätzen" (der obere Punkte) zu einer Konvergenz, zur "Simplifkation" (dem unteren Punkt) zu gelangen. Im Fall der Gröbner-basen, sind der linke und rechte Punkt zwei beliebige Polynome und der obere Punkt das "S-Polynom der beiden gegebenen Polynome" (die wesentliche Erfindung in der Theorie der Gröbner-Basen), für welche man dann die Konvergenz durch "Vervollständigung" mit dem blauen Pfeil erreichen muss. Dieses Prinzip, zunächst komplizierter zu werden, um dann zu etwas Einfachem zu kommen, ist allgemein ein wesentlicher Gedanke in der Heuristik der Mathematik - gerade bei schwierigen Problemen - und damit steht das RISC-Logo auch allgemein für das (algorithmische) Problemlösen in der Mathematik.
Weitergehend steht dieses durch das Logo symbolisierte Prinzip aber auch dafür, dass die schwierigen Probleme im Management, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft etc. meist "Henne - Ei - Probleme" sind, wo am Anfang zwei unvereinbar erscheinende Gegensätze (Henne und Ei), zwei sich gegenseitig bedingende aber beide nicht existierende Dinge einander gegenüberstehen (der linke und rechte Punkte des Logo) und entscheidender Fortschritt nur erzielt werden kann, wenn es einem kreativen Geist gelingt, "gegen die Pfeilrichtung", "gegen das Naheliegende" eine übergeordnete Vereinigung von Gegensätzen (den oberen Punkt) zu schaffen, aus der sich die gegensätzlichen Punkte beide ergeben und zur Konvergenz gebracht werden können. RISC war und ist der Motor des Softwareparks Hagenberg und etlicher anderer kreativer Entwicklungen für Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft in Oberösterreich, in Österreich und auch international. Dabei waren immer wieder und sind immer wieder "Henne - Ei - Probleme" zu lösen und "neue Dinge aus dem Nichts zu schaffen". Auch für diese Rolle von RISC ist das Logo ein Symbol!
Das RISC-Logo ist deshalb auch ein Ansporn und Vermächtnis für RISC, immer wieder lokal, national und international diese kreative Rolle im engeren Gebiet des Symbolic Computation, der Mathematik als Ganzes und in der "Innovation Chain" von der Wissenschaft in die Wirtschaft und allgemein in die Gesellschaft zu spielen.
(Bruno Buchberger, Februar 2010)